Filterung

Filterung generell
von B. Volkamer
Bevor wir uns einzelne Filterprinzipien anschauen, sollte erst einmal geklärt sein, was ein Filter überhaupt tut.
Der Anfänger sagt: "Er säubert das Becken." Soweit richtig. Und dann, auf genauere Nachfrage: "Nun, er entfernt wie ein Staubsauger Schmutzteile aus dem Becken." Falsch!!!

Erst einmal entfernt der Filter nichts aus dem Becken, sondern verlagert Dinge, die er einsaugt, nur an eine andere Stelle des Beckens, denn er ist selbst Bestandteil des Aquariums. Nichts, was im Filter ist, ist deshalb weg. Es ist nur nicht mehr sichtbar und wird daher oft vergessen.
Aha, denkt der Anfänger: den Filter werde ich also oft reinigen. Wieder falsch!!!

Wer jetzt das Prinzip einer guten Filterung nicht kennt, fragt sich unweigerlich, wozu denn dann ein Filter gut sein soll.
Man muss sich klar machen, warum im Aquarium anfallender Dreck überhaupt stört. Optisch stört er nur den Aquarianer (und da längst nicht alle!) - den Fischen ist er egal. Das Problem ist, das Abfälle sich zersetzen, und dabei entstehen Giftstoffe. Diese Giftstoffe sind es, die zu vermeiden sind. Und das auf dreierlei Weise:

1) Keine Grundlage schaffen! Überflüssige Abfälle im Becken vermeiden, z.B. nicht mehr füttern, als wirklich gefressen wird. Kaum etwas belastet das Wasser so sehr wie Futter! Auch sonst sollte nichts organisches ins Becken gelangen, was nicht gebraucht wird.
2) Vorhandene Grundlagen entziehen! Angefallene Abfälle entfernen. Abgesunkenes und nicht gefressenes Futter und andere Dinge können beim Regelmäßigen Wasserwechsel einfach mit abgesaugt werden.
3) Abbau bereits entstandener Giftstoffe. Dies geschieht v. A. im Filter.

Wenn sich organische Substanzen zersetzen, werden Stickstoffverbindungen frei. Durch Bakterien werden sie umgewandelt in Ammoniak (NH3, hochgiftig!) oder, je nach pH-Wert Ammonium (NH4, ungiftig, aber bei pH-Schwankungen Umwandlung in Ammoniak möglich!). Andere Bakterien wandeln diese Stoffe weiter um in Nitrit (NO2, hochgiftig!), und wieder andere das Nitrit in Nitrat (NO3). Von diesen ganzen Abbaustoffen ist nur das letzte, das Nitrat, verhältnismäßig ungefährlich. Ammoniak und Nitrit schaden den Fischen in höchstem Maße und sind schon in geringsten Mengen tödlich. Da man ihre Entstehung aber kaum vollständig verhindern kann, sorgt man statt dessen dafür, dass sie sofort weiter abgebaut werden, kaum dass sie entstehen. Das Nitrat wird dann durch regelmäßigen Wasserwechsel im Griff gehalten.

Da die Stoffumwandlung durch Bakterien erfolgt, sollte der Filter im Grunde eine Zuchtstation und idealer Lebensraum für diese Bakterien sein.
Dazu gehört erst einmal, dass das Wasser mit den Abbaustoffen, also dem Bakterienfutter, diesen Lebensraum erreicht. Dazu wird das Wasser durch den Filter gespült, z.B. mit einer Pumpe oder einem luftbetriebenen Wasserheber.
Dann brauchen die Bakterien Platz zum Leben. Sie setzen sich gerne auf Oberflächen fest, vermehren sich da und bilden einen Bakterienrasen. Eine große Oberfläche des Filtermaterials ist also günstig: da passen einfach mehr drauf. Es wurde und wird für viele Filtermaterialien damit geworben, dass sie unglaublich porös seien, somit eine riesige Oberfläche hätten und daher besonders gut seien. Inzwischen setzt sich die Erkenntnis durch, dass auch die im Filter eingefangenen Partikel selbst eine gute Lebensgrundlage für Bakterien sind, die überdies im Laufe der Zeit z. T, mit Hilfe von Schleim, selbst Strukturen schaffen, auf denen sie siedeln. Das geht auch mit Hilfe einfacher Schaumstoffmatten.
(Für Fortgeschrittene: Der Vorteil der porösen Materialien liegt woanders: Bakterien brauchen zur optimalen Leben auch eine bestimmte Anströmgeschwindigkeit des Wassers. In den porösen Materialien herrschen sehr komplexe Strömungsverhältnisse, so dass ein Teil der Bakterien immer optimal versorgt wird. Das macht sie auch in starken Außenfiltern brauchbar, in denen eigentlich zuviel Strömung herrscht.)
Dann brauchen die Bakterien Sauerstoff. Der Filter sollte immer mit frischem Wasser aus dem Becken durchströmt sein. Wenn die Bakterien länger ohne in Wasser gelösten Sauerstoff sind, beziehen sie den Sauerstoff aus anderen Quellen. Sie würden dann Nitrat (NO3) in Nitrit (NO2) verwandeln, um an das O (Sauerstoff) zu kommen. Dann wird der Filter zum Giftproduzenten.
Und als letztes brauchen die Bakterien Futter. Eine gewisse Menge Abfallstoffe ist notwendig, um die Bakterien erst einmal anzusiedeln.

Und dann wachsen die Bakterienrasen. In einem neuen Becken natürlich der Reihe nach: erst einmal die, die am Anfang der Abbaukette stehen, dann die nächste etc...
Besatzbereit ist das Becken, wenn das Nitrat in vollem Umfang entsteht. Feststellen kann man das durch messen: Ein paar Tage vorher nehmen die Nitrit-produzierenden Bakterien die Arbeit auf und teiben den Nitrit-Wert hoch, der dann zurückgeht, weil das Nitrit zu Nitrat umgewandelt wird. Dieser sogenannte Nitrit-Peak sollte vorbei sein, bevor Fische eingesetzt werden, weil er gefährliche Konzentrationen erreichen kann. Meist ist das nach 4-6 Wochen der Fall. Danach sollte Nitrit normalerweise nicht mehr nachweisbar sein. Ein so eingefahrener Filter kann für viele Jahre ein Becken stabilisieren.

Wenn man einen solchen Filter hat, lasse man ihn ständig laufen und ansonsten in Ruhe! Wenn der Filter einmal abgeschaltet werden muss, sollte er an einem Eimer weiter laufen. Wenn auch das nicht möglich ist, sollte das Filtermaterial feucht, aber nicht unter Wasser gelagert werden. Wir der Filter wieder angeschlossen, sollte er erst eine Weile an einem Eimer laufen, bis er wieder gut mit Sauerstoff versorgt ist.

Ein guter Filter hat aber auch noch weitere positive Effekte. In ihm leben nicht nur Bakterien, sondern auch eine Unzahl von Kleinstlebewesen, die wieder anderen Kleinsttieren zur Nahrung dienen. Es baut sich eine richtige Nahrungskette auf, an deren Ende oft unsere Jungfische stehen. Die werden davon nicht satt, aber erhalten viele wertvolle Nährstoffe.
Diese ganzen Prozesse sind nicht auf den Filter beschränkt. Es ist ja nicht so, dass ein Becken ein steriler Bereich ist, an dem ein biologisch aktiver Filter hängt. Vielmehr ist alles zusammen, Becken mit Boden, Pflanzen, Fischen und Filter eine biologische Einheit. An allem, was sich in dieser Einheit befindet, siedeln Bakterien. Und je größer dieses System ist, desto stabiler ist es. Die Menge dieser Bakterien entspricht ihrer Kapazität, Stoffe abzubauen oder umzubauen. Große Becken sind also „hungriger" als kleine. Von den Bakterien her gesehen stellt ein guter Filter eine Vergrößerung des Beckens um das Vielfache dar.
Der berühmte Zustand des „biologischen Gleichgewichts" im Wasser ist eigentlich nichts anderes als ein intakter hungriger Bakterienstamm, der noch mehr umsetzen könnte, als er bekommt. Diese Differenz ist der biologische Puffer eines Beckens, der Fehler verzeiht. Er kann nicht groß genug sein.
Überschreitet man diese Kapazität, kommt man sozusagen in den gelben Bereich, in dem das Becken Belastungen durch Massenvermehrung der Bakterien abfängt. Man beobachtet dann eine kurzfristige Wasserverschlechterung, die sich von selbst wieder gibt. Erst wenn die Verschlechterung länger andauert oder die Fische Symptome zeigen, muss massiv eingeschritten werden. Bei guter Filterung ist das äußerst selten!

Filtertypen
v. H. Hammer
Grob lassen sich zwei Filtertypen unterscheiden - Innenfilter und Außenfilter.
Innenfilter eignen sich für kleinere Becken durchaus, Außenfilter sind für größere Becken (ab ca. 100 Liter) eine bedenkenswerte Alternative.
Der Vorteil des Innenfilters ist, dass keine Schläuche aus dem Becken herausgeführt werden müssen, aus denen evtl. Wasser austreten kann. Nachteilig ist, dass in den meisten Typen nur ein Filtermedium, meistens ein Schwamm Platz hat.
Außenfilter, die über mehrere Einsätze verfügen, ermöglichen es, verschiedene Filtermedien zu verwenden und diese im Abstand von Tagen oder Wochen zu wechseln, so dass immer mindestens ein Medium "eingefahren", d.h. von Bakterien besiedelt ist.
Zur Reinigung des Filters: Sie sollte nie zeitgleich mit einem Wasserwechse erfolgen. Bei einem Schwammfilter sollte der Schwamm in temperiertem (idealer Weise Beckentemperatur) Wasser ausgedrückt werden. Es geht nicht darum, einen "unbeschmutzen" Filterschwamm zu haben, sondern einen wasserdurchlässigen - wer alles aus dem Schwamm herausspült, spült natürlich auch die Filterbakterien heraus, was nicht Sinn der Sache sein kann!
Eine Reinigung empfiehlt sich erst dann, wenn der Wasserdurchsatz merklich nachlässt, d.h. wenn sichtbar weniger Wasser durch den Filterauslass fließt.

Luftbetriebene Innenfilter als Schwamm oder als Dreiecksfilter:
Sie benötigen zum Betrieb Luft - aus einer Pumpe, die nicht ganz geräuschlos arbeitet. Für Wohnzimmer- oder Schlafzimmeraquarien ist dies ungeeignet. Darüber hinaus ist die Filterfläche auch eher gering, so dass diese Filter für die Erstausstattung eher nicht in Frage kommen.

Der Hamburger Mattenfilter
v. Tanja Brück

H. Hammer schreibt:
"Der HMF ist eine Filtermatte, die zur Gänze ins Becken kommt, entweder an eine Seiten- oder der Rückscheibe. Hinter der Matte befindet sich ein Luftheber oder eine Pumpe, die das Wasser wieder vor die Matte pumpen.
Wer sich länger mit der Aquaristik beschäftigt, sollte sich diesen Filtertyp überlegen, da er bei korrektem Betrieb (der etwas Erfahrung voraussetzt) sehr pflegeleicht ist."

Wirkungsweise des Hamburger Mattenfilters:
Zuerst einmal sollten wir uns klar werden, was man unter einer Biologischen Filterung wie dem Hamburger Mattenfilters versteht. Dieser Satz ist prägend: biologische Filterung bedeutet, dass man die Wirkung der Bakterien akzeptiert und fördert und deren Anforderungen nachkommt. Das wichtigste Bauteil eines Filters ist das Material auf dem sich Bakterien ansiedeln und vermehren können. Dieses kann man bewerkstelligen in dem man ein Material wählt das viele Löcher und kapillare Durchgänge enthält. Hier können die Bakterien in Ruhe ihre Arbeit aufnehmen. Man sollte allerdings darauf achten, dass die Löcher bzw. Poren nicht zu klein sind. Sie können verstopfen oder werden erst gar nicht richtig besiedelt. Die Bakterienzahl stellt sich meist von ganz allein ein , sie bewegt sich an der Obergrenze, so das die Bakterien sich gerade noch ernähren können.
Bakterien sind permanent damit beschäfftig zu fressen - das macht sie extrem leistungsstark. Der Mattenfilter stellt lediglich eine Art Lagergerüst für Bakterien dar, das vom Aquariumwasser durchströmt wird.

Spart man Wasserwechsel durch einen HMF?
Diese Frage sollte sich jeder schon fast selbst beantworten können. Auch bei dem HMF ist ein richtiger und regelmäßiger Teilwasserwechsel notwendig.

Was bringt der HMF dann?
Kurz und bündig gesagt: er ist biologisch besonders stabil. Auch liegt ein großer Vorteil darin, dass der HMF im Becken selber installiert ist. Er erzeugt keine nenneswerte Saugwirkung, da sich das Ansaugen des Wassers auf eine große Fläche verteilt. Die Jungfische werden es danken! Zudem ist eine Überschwemmung der Wohnung ausgeschlossen.
Ob Kies, Sand oder gar kein Bodengrund wie bei Zuchtbecken - der Mattenfilter ist überall einsetzbar. Allerdings sollte man auch bei der Verwendung von Bodengrund darauf achten, das die Matte dicht auf dem Bodengrund anliegt, denn sonst strömt das Wasser durch den Kies anstatt durch die Matte.

Deswegen sofortiges umrüsten auf Mattenfilter?
Dies bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Doch wie wir bis jetzt schon sehen konnten, bietet er große Vorteile. Versuche haben gezeigt, dass bei einer Topffilteranlage das Wasser hauptsächlich in Bewegung gehalten wird. Man stellte fest, dass ein erheblicher Teil der Filterung im Becken selber vorgenommen wird. Selbst wenn man den Filter herausnahm, hat sich nur wenig im Becken verändert.

Wie Pflegt man den HMF?
Am besten läßt man ihn in ruhe seine Arbeit machen. Oberflächliches Absaugen der Matte schadet jedoch nicht, wenn sie undurchlässig werden sollte (man sieht das daran, dass der Wasserstand hinter der Matte kräftig sinkt). Gerade bei Zuchtbecken mit starkem Besatz und häufiger Fütterung kann dieses öfters vorgenommen werden. Allerdings ist kein Entschlammen oder Ausdrücken vonnöten, wenn sich der Wasserspiegel vor oder hinter der Matte um nicht mehr als 5 cm unterscheidet. Sollte dieses aber der Fall sein, biegt sie die Matte sehr stark, so dass die Gefahr besteht, dass sie an der Front- oder Rückenscheibe nicht mehr richtig anliegt. Hier ist eine schonende Reinungung erforderlich: in Aquarienwasser leicht ausdrücken, aber keinesfalls richtig waschen!

Wie alt kann eine Matte werden?
Einige Matten haben bis zu 11 Jahren durchgehalten.

Wie lange beträgt die Einlaufzeit eines HMF?
In der Regel wie in jedem normalen Becken mit Topffilteranlage auch. Entscheidend ist natürlich die Wasserbelastung. Nach ca. 12 Wochen ist er perfekt eingelaufen und hält fast ewig.

Welcher Schaumstoff ist am besten geeignet?
Hier kommt es mit auf den Fischbesatz an. Hat man extrem wühlende oder gar verfressene Fische haben wie z.B. Großcichliden, eignet sich eine Matte mit gröberen poren wohl eher: sie setzt sich nicht so schnell zu. Jedoch benötigen grobe Poren auch eine recht lange Einlaufzeit, da die Siebwirkung nicht so ausgeprägt ist. Im Laufe der Zeit hat sich eine Mattenstärke von ca. 5 cm bewährt. Man darf nicht glauben, eine stärkere Matte würde die Filterleistung erhöhen, man spricht davon, dass sich die Hauptaktivität im ersten cm abspielt und der Rest sozusagen das Ganze statisch stabil hält. Die Matte sollte einige cm über den Wasserspiegel hinausragen. Mittlerweile haben eigentlich alle einschlägigen Versandhändler die Matten im Angebot. Selbst im Baumarkt OBI könnte man Matten kaufen. Allerdings kann es sein das OBI nicht beständig von einem Schaumstoffhersteller bezieht, sondern seine Produktpalette über die Zeit wechselt. Da sollte man vorsichtig sein!

Filtermaterial
Gibt es soviel wie es verschiedene Filtersorten gibt! Das beliebteste und beste für Guppybecken ist sicher Schaumstoff! Für Blubberfilter sind Filterwatte und Tonröhrchen geeignet! Auch die teuren, gesinterten Ton- und Keramikröhrchen sind geeignet! Siporax ist teuer aber gut! Völlig ungeeignet und nur in Ausnahmfällen brauchbar ist Torf!

Reinigung der Filter
Am besten so selten wie möglich, und dann so vorsichtig wie möglich! Das Material in einem Eimer Aquarienwasser gaaanz vorsichtig ausdrücken, um die empfindlichen Bakterienstämme nicht zu beschädigen!

Babys werden geschluckt
Passiert bei Schwammfiltern nie! Sondern nur bei überdimensionierten Innenfiltern, die in Guppybecken ohnehin nichts zu suchen haben! Filtert man über einen Außenfilter, so zieht man über den Ansaugstutzen einfach ein Stück Schaumstoff, in den man ein passendes Loch gemacht hat!!