Pflanzen
Brauche ich Pflanzen?
Nein! Den Guppies ist es schlichtweg gleich, ob Pflanzen im Becken sind oder nicht! Aber.....sie sehen schön aus, sind beruhigend für das Auge des Betrachters und auch für sein schlechtes Gewissen (die armen Tiere müssen in so einem kalten und blanken Becken leben, da muß doch Grün rein). Anders sieht die Sache in einem Gesellschaftsbecken aus, wo nicht ständig selektiert werden muß, wo keine Verpaarungen vorgenommen werden! Hier sind Pflanzen sinnvoll! Übrigens, der häufig vorgebrachte Grund, Pflanzen böten den Weibchen Versteckmöglichkeiten und Schutz ist etwas seltsam. Wovor Schutz? Warum sollen sie sich verstecken? Vor den Männchen? Aha. Als Züchter will ich keinesfalls, daß die Weibchen sich verstecken könne, ich will doch Nachwuchs, oder?
Allgemeines
Als ideal für Guppybecken, die häufig ja eher schwach beleuchtet sind haben sich Anubias-Arten, Javafarn und Javamoos und einige Cryptocorynen erwiesen. Aber alle Pflanzen mit geringen Lichtansprüchen und die hart genug sind, die ständigen Wasserwechsel zu vertragen, sind durchaus geeignet!
Düngung
Dünger versorgen die Pflanzen mit Närstoffen und Spurenelementen. Davon bekommen auch die Fische etwas ab - in vernünftiger Dosierung (Anleitung!) sicher nicht schädlich, sondern gut. Im Gegensatz zum Dünger für Landpflanzen enthalten Wasserpflanzendünger keine Stickstoffverbindungen, da sie für die Tiere schädlich sind. Den Stickstoff holen sich die Pflanzen aus dem Aquarienwasser - höchst erwünscht. Die Stickstoffentnahme ist um so größer, je stärker die Pflanzen wachsen. Eine Düngung kann dies unterstützen. Dabei ist immer zu beachten, dass die Pflanzen den Dünger nur dann umsetzen können, wenn auch eine entsprechende Beleuchtung und Versorgung mit CO² da ist. In einem eher dunklen Zuchtbecken mit Luftheber (s.u.) ist Düngung also zwecklos.
CO²-Düngung
Haben Sie nur ein einziges Becken sicher eine sinnvolle Sache. Vor allem, wenn sie einen üppigen Bewuchs bevorzugen. Allerdings müssen auch die anderen Parameter (Licht, Düngung) stimmen, denn CO² aleine bringt nichts. Haben sie eine ganze Zuchtanlage, sollten sie von CO² Abstand nehmen. Es wäre überaus aufwendig, alle Becken mittels CO² zu düngen. Überdies treiben die meist verwendeten Luftheber das CO² gleich wieder aus dem Wasser aus. Meist ist es auch überflüssig: Guppyzüchter bevorzugen harte, anspruchslose Pflanzen, die ohne aufwendige Düngung gedeihen!
Argentinische Wasserpest (Egeria densa)
von Andrea Bergholz
Diese einfach zu pflegende Pflanze gehören zu den so genannten Stengelpflanzen. Sie wachsen bei ausreichendem Lichtangebot sehr schnell und bilden ein dichtes Gewirr aus Stengeln. Diese bieten den Fischen Verstecke, besonders für gebärende oder bedrängte Weibchen sowie Jungfische. Man kann diese Pflanzen unterschiedlich kultivieren. Die einfachste ist das „Freischwimmen", man läßt die Stengel an der Wasseroberfläche treiben. Man kann die Stengel aber auch in den Bodengrund (auch Töpfe mit Substrat) pflanzen. Dann hat man noch die Möglichkeiten, diese Stengel regelmäßig einzukürzen, sobald sie die Wasseroberfläche erreichen, und neu zu stecken. Oder man läßt die Stengel an der Wasseroberfläche fluten und kürzt sie erst ein, wenn sie unten verkahlt sind. Weitere Stengelpflanzen, die ebenso einfach zu halten und effektiv wirken sind Ceratophyllum demersum, das Hornkraut, Cabomba caroliniana (Carolina-Haarnixe) sowie Limnophilia heterphylla (Verschiedenblättriger Sumpffreund).
Javamoos (Vesicularia dubyana)
von Andrea Bergholz
Javamoos bildet dichte Büsche, die Lebensraum für unzählige Kleinlebewesen sind. Die Kleinlebewesen sind für Guppys ein hochwertiges und naturnahes Zusatzfutter, selbst Jungfische ernähren sich davon und finden immer Futter im Javamoos. Das Javamoos ist tiefgrün und wächst auch bei wenig Licht. Ein Problem ist sicher eine mögliche Veralgung, dann ist ein Busch oft nicht mehr zu retten. Weiterhin sammelt sich oft Mulm im Javamoosbusch, man sollte ihn gelegentlich etwas ausspülen. Das sollte in Aquarienwasser passieren, welches beim Wasserwechsel ja reichlich anfällt. Man kann das Javamoos ähnlich wie den Javafarn auf Holz oder Stein aufbinden oder mit einem Gegenstand beschweren. Man kann es aber auch einfach im Wasser treiben lassen.
Anubias / Zwergspeerblätter (Anubias barteri var. nana)
von Andrea Bergholz
Häufig werden Anubias auf Steinen oder Wurzeln aufgebunden in Zuchtaquarien verwendet. Man kann die Zwergspeerblätter in dieser Form gut aus dem Becken nehmen, um Fische herauszufangen oder andere Arbeiten durchzuführen. Diese sehr anspruchslose Pflanze mit dunkelgrünen, ledrigen Blättern braucht absolut keinen Bodengrund und wächst sehr langsam. Leider veralgen diese wunderschönen und langlebigen Pflanzen sehr schnell. Durch das langsame Wachstum können veralgte Blätter nicht andauernd entfernt werden, so schnell wachsen neue Blätter nicht nach. Die Anubias haben keinen großen Lichtanspruch.
Schwimmpflanzen
von Andrea Bergholz
Schwimmpflanzen sind eine gute Möglichkeit, den Jungfischen Schutz zu bieten und dem Wasser einen gewissen Anteil an Nitraten zu entziehen. Gebräuchlich sind Muschelblumen (Pistia stratiotes), Wasserlinsen (Lemna-Arten) und Flutendes Teichlebermoos (Riccia fluitans). Muschelblumen benötigen recht viel Licht, sind aber einfach im Zaum zu halten, die Wasserlinsen können dagegen in kürzester Zeit die komplette Wasseroberfläche zuwuchern und sind schwer komplett zu entfernen. Ein einzelnes Blättchen bringt tausende neuer Pflanzen hervor, das kann schnell zu einer Plage werden. Die Riccia ist zwar lichthungrig, aber ansonsten anspruchslos und bildet bei entsprechenden Bedingungen dichte Teppiche. Diese können einfach geteilt werden und lassen sich auch leicht aus dem Aquarium entfernen.
Cryptos / Amazonas
von Andrea Bergholz
Für Zuchtaquarien, die ausreichend beleuchtet werden, können auch Wasserkelche (Cryptocoryne wendtii, C. x willisii oder C. beckettii) oder kleinere Schwertpflanzen (Echinodorus osiris oder E. cordifolius) in Tontöpfe mit normalem Aquariengrund gepflanzt werden. Diese sind allerdings für eine gelegentliche Düngung in halber Dosierung dankbar. Für Pflanzenfreunde ist es eine Möglichkeit, auch die schönen Zuchtformen zu halten und optimal ohne Bedrängung durch andere Pflanzen zu pflegen und zu sammeln.
Kunstpflanzen, Pro/Contra
Wenn schon Pflanzen, dann echte! So denken viele Züchter. Aber Kunstpflanzen haben durchaus einen Sinn. Sie sind nämlich für das ästethische Wohlbefinden des Betrachters sinnvoll! Sie machen keinerlei Arbeit, die Blätter verfaulen nicht und den Fischen ist es völlig gleich, ob es echte oder Kunstpflanzen sind! Wohlgemerkt, wir reden hier von Zuchtbecken mit intensivem Wasserwechsel! Letzlich entscheidend sind der Verwendungszweck und der persönliche Geschmack!
Javafarn (Microsorum pteropus)
von B. Volkamer
Auf einer Webseite der Uni Karlsruhe steht:
Anspruchloser Farn, der auf Steinen und Wurzeln festgebunden werden kann und dort später auch alleine haften bleibt. Aus einem Rhizom treiben lanzettliche, zugespitzte ca. 15 cm lange Blätter, die manchmal schwarze Flecken haben. Die Pflanze soll giftig sein, falls sie gefressen wird, was aber bei mir noch nie vorgekommen ist. Die Fische(auch Welse) meiden sie, weiden höchstens Algen darauf ab. In dem dichten Wurzelgewirr können sich Jungfische gut verstecken.
Interessant ist dabei, dass Javafarn keinen Bodengrund benötigt: die Vorteile eines bepflanzten Beckens und die hygienischen Vorteile eines leeren Beckens lassen sich so vereinen. Das Rhizom wird auf festen Unterlagen locker festgebunden oder festgeklemmt (nicht quetschen!) und wächst dort kriechend weiter. Im Laufe der Zeit wächst der Farn dort fest. Zum Festbinden geeignet ist Angelschnur. Da die Pflanze sehr fest ist (in ihrer Heimat, Java und Philippinen, wächst sie auch teilweise außerhalb des Wassers im Spritzbereich von Wasserfällen etc.), kann das Festbinden bequem über Wasser am Tisch erfolgen.
Ein so bewachsener Stein (oder eine Wurzel) lässt sich als fertige Einrichtung für kleine Becken in einem Stück einbringen und bei Bedarf genauso einfach wieder herausnehmen. Das sieht nicht nur schön aus, sondern bietet den Fischen auch gute Verstecke, da Javafarn sehr dicht wächst. In den Pflanzen bildet sich schnell eine eigene Mikro-Welt aus, die auch als Nahrung dienen kann: Jungfische sieht man oft die Blattflächen abweiden. Wenn sie länger an einer Stelle bleiben, wachsen den Pflanzen sehr dekorative, lange Wurzelbärte, die frei im Wasser treiben. Auch diese Wurzeln sollten nicht mit Bodengrund bedeckt werden. Sie dienen dazu, Nährstoffe aus dem Aquarienwasser zu ziehen - ein höchst erwünschter Effekt, da es hier auch um Nitrat geht. An die Wasserwerte stellt Javafarn keine besonderen Ansprüche. Bei mir wächst er prächtig und algenfrei (siehe Fotos) bei ca. 18° DH,10° KH , 24°C und pH 7,8. Davor pflegte ich ihn in einem Amazonasbecken mit weichem, saurem Wasser bei 30°C. Die Beleuchtung sollte eher schwach sein (ist sie in Guppyräumen oft), da Javafarn sonst schnell von schwarzen Pinselalgen befallen wird. Diese Algen müssen sofort und radikal bekämpft werden (alles befallene entfernen), da sie den Bestand sonst zerstören können. Die Vermehrung des Javafarns erfolgt meist durch Jungpflanzen, die aus den Blattunterseiten alter Blätter wachsen. Sie lösen sich später ab und können erneut festgebunden werden.
Manchmal bilden auch gut wachsende Rhizome Abzweigungen, die man ablösen kann. Eine andere Möglichkeit ist es, lange Rhizome einfach durchzubrechen und getrennt weiter zu verwenden. Jungpflanzen kann man einfach im Becken treiben lassen. Wenn etwas Strömung im Becken ist, treiben die Jungpflanzen an einer Stelle zusammen und bilden unter der Wasseroberfläche ein dickes Knäuel verflochtener Blätter und Rhizome - ein ideales Versteck für Jungfische, die ja Schutz an der Oberfläche suchen. Dort wachsen die Pflanzen zwar langsamer, aber ohne Probleme über viele Monate hinweg. Bei Bedarf kann man aus diesem Knäuel Pflanzen herausziehen, um sie wieder festzubinden.Wenn man die Bildung von Jungpflanzen anregen will, suche man sich ein altes Blatt mit vielleicht schon Ansätzen von Jungen. Das knipst man ab und lässt es treiben. Bevor sich so ein Blatt verabschiedet, sorgt es meist noch kräftig für Nachwuchs. Wenn man sich Javafarn anschaffen will, sollte man versuchen, Ableger aus einem Aquarium zu erhalten. Die Pflanzen im Handel sind oft außerhalb des Wassers gezogen und benötigen eine längere Umgewöhnungsphase, in der die Blätter ersetzt werden. In dieser Zeit sind die Pflanzen recht empfindlich.Insgesamt kenne ich keine Pflanze, die so einfach zu kultivieren ist und so viele Vorteile bietet. Wenn man auf Pinselalgen achtet, hat man damit viel Freude, und, noch wichtiger, auch den Fischen bringt es Lebensqualität!